Augenblick mal, MDR, Radio, Radio-Andacht, Radio-Andachten, Radioandacht, Radioandachten,

04.02.2021
Schmerztablette für die Seele

„Ach, jetzt kommt wieder meine Schmerztablette,“ sagt die Patientin, als meine Kollegin ins Krankenzimmer kommt. „Nee“, sagt die Kollegin „ich bin die Seelsorgerin, nicht die Krankenschwester.“ „Weiß ich doch“, sagt die Patientin, „aber für mich sind Sie meine Schmerztablette. Wenn Sie kommen, dann kann ich den ganzen Krankheitsmist mal vergessen.“

Als meine Kollegin mir später davon erzählt, müssen wir beide lachen. Nicht gerade alltäglich, dass wir als Schmerztablette bezeichnet werden, aber eigentlich ist das ein schönes Lob. Seit Jahren arbeiten wir als Seelsorgerinnen im Krankenhaus und wir machen diese Arbeit gern.

Jetzt, zu Corona-Zeiten, hat sich manches verändert. Der Gesprächsbedarf zum Beispiel ist größer geworden. Besuche von Angehörigen sind momentan im Krankenhaus nicht möglich, nur in Ausnahmesituationen. Doch für die allermeisten Menschen ist ein Aufenthalt im Krankenhaus sowieso eine Ausnahmesituation. Besonders ältere Patienten leiden unter den fehlenden vertrauten Kontakten.

So ersetzen wir jetzt manchmal die Angehörigen. Und wir hören viel zu. Hören von Sorgen um die Krankheit, um die Pandemie oder bekommen Lebensgeschichten erzählt. Manchmal beten wir dann zusammen oder sprechen einen Segen.

Schmerztablette für die Seele - das passt irgendwie. Denn die Seele tut auch manchmal weh und braucht genauso Zuwendung wie der Körper. Das gilt für Patienten im Krankenhaus und für uns alle genauso.

Einen guten Tag wünscht Pfarrerin Cornelia Biesecke aus Eisenach und evangelisch.


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar