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27.01.2020
Auschwitz

Nun ist es genau 75 Jahre her. Am 27. Januar 45 befreite die Rote Armee die Gefangenen im KZ Auschwitz. Für Millionen kamen die Befreier zu spät.
Die Voraussetzung für Auschwitz war, Hass zu schüren. Die Nazis redeten den Deutschen ein, sie wären Opfer der Juden. Die Nazis nutzten Verschwörungstheorien und Zerrbilder. Als Opfer schien es gerecht sich wehren.
Als ich jünger war, wollte ich wissen: Wie kann man so böse werden. Ich habe viele Nazi-Biografien gelesen damals, alles, was es gab, über die NS-Verbrecher.
Sie waren erschreckend normal.
Seither denke ich:
Wir haben nichts aus Auschwitz gelernt, wenn wir nur vor den anderen warnen. Klar ist es nötig, sich Nazis in den Weg zu stellen.
Zur ganzen Wahrheit gehört aber: Es steckt in uns allen. Diese teuflische Selbstrechtfertigung.
In der Bibel gibt es eine Szene dazu. Pontius Pilatus, der Mann, der Jesus verurteilt. Er sagt: „Ich wasche meine Hände in Unschuld.“ Sein Motto ist: „Hey, ich verurteile ihn zwar zum Tode, aber nur euretwegen. Ich wollte das nicht. Ich bin ein Opfer der Umstände.“
Täter reden sich damit raus, dass sie Opfer wären. Von Hitler, der sie verführt hat. Von Befehlen, die zu befolgen sind. Da gab es wirtschaftliche Zwänge. Privat hätte man es anders entschieden, aber man stand ja in Verantwortung für ein Unternehmen. Arbeitsplätze.
Ich bitte Gott: öffne meine Augen, bevor ich Täter werde. Dass es keine neuen Opfer gibt. Das betet Pfarrer Gregor Heidbrink aus Apolda


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