Augenblick mal, MDR, Radio, Radio-Andacht, Radio-Andachten, Radioandacht, Radioandachten,

28.01.2020
Erlösung

Am Fenster klebt noch der letzte Rest eines Weihnachtssterns. Petra knibbelt am Fetzen Tesastreifen und fragt sich, was der ganze Zinnober ausgetragen hat mit der Geburt des Erlösers. Draußen ist es noch dunkel, man spiegelt sich in der Fensterscheibe. Es ist vorbei, das reiche Fest mit dem armen Erlöser im Stall. Der schon arm wurde, als sie sich noch reich gefühlt hat.
Kaufen Sie jetzt, erhalten Sie es pünktlich und zahlen Sie erst im Januar. Der Slogan hallt noch im Ohr. Da dachten wir noch, Mensch, das ist erst in einem anderen Jahrzehnt.
Klang verlockend. Aber im Januar, da kommt die Kfz-Steuer und die Versicherungen. Wenn jetzt was mit dem Auto ist, muss die Oma helfen.
Die Zinsen sind am Boden, heißt es. Aber nicht, wenn man selbst am Boden ist. Dann sind sie hoch. Mehr als zehn Millionen Deutsche rutschen im Januar in den Dispo.
Was meint der arme Erlöser dazu? Sicher ist er nicht gekommen, um Konten auszugleichen. Erlösung heißt nicht ein Ferienhaus und eine Yacht zu bekommen oder jedenfalls mehr als die Nachbarn. Erlösung sollte was sein, was mich im Innern frei macht: Ich muss nichts besitzen, um wer zu sein. Ich muss mich nicht mehr vergleichen. Ich fühle mich nicht länger stark oder schwach, wenn ich an Geld denke. Es hat keine Macht mehr über mein Herz. Weil ich kapiere: Mein Wert ist völlig abgekoppelt vom Stand meines Kontos – oder irgendeines Kontos. Wir sind unbezahlbar. Das findet Pfarrer Gregor Heidbrink aus Apolda


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar