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28.07.2020
Befrieden und Vergeben

Der Klügere gibt nach, hat meine Mutter immer gesagt. Da war ich Kind und manchmal richtig bockig. Es gab Situationen, da war ich felsenfest davon überzeugt, dass mir meine Schwester ein großes Unrecht zugefügt hat und dann habe ich mich bei meiner Mutter massiv darüber beschwert.

Aber meine Mutter meinte dann immer nur: Der Klügere gibt nach.

Streit um Spielzeug kann man so schlichten, aber was ist, wenn es um Fragen wie Asylrecht, Impflicht und Einwanderungspolitik geht?

Bei diesen Fragen spaltet sich gerade unser Land. Da heißt es schnell: Entweder bist du für oder gegen Einwanderung, für oder gegen Integration. Für oder gegen Impflicht. Entweder bist du links oder rechts. Ein Mittelweg scheint kaum noch möglich. Man verdammt einander lieber, anstatt miteinander zu reden. Das ist das Dilemma unsrer Tage. Und wer zu Kompromissen aufruft, der wird ganz schnell abgestempelt, links oder rechts zu sein – je nach Perspektive.

Selig sind, die Frieden stiften, hat Jesus seinen Jüngern gesagt. Wer Frieden stiftet, kann mit allen gut verbunden bleiben, er hält die Differenzen aus und sieht das Gemeinsame: Jeder hat ein Leben, ein Gesicht, eine Nase, ein Herz, eine Angst.

Wer Frieden sucht, der wechselt auch mal die Perspektive. Er streitet sich nicht herum, denn wenn wir alle nur auf unsrer Meinung bestehen, wird die Erde hart auf der wir gehen. Wer Frieden sucht, setzt sich selbst nie absolut, so einer weiß, dass einer immer noch größer ist als all das, was wir glauben und verstehen. Vater im Himmel hat Jesus ihn genannt,

sagt Kristin Jahn, Superintendentin im Kirchenkreis Altenburger Land.


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