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20.04.2022
Das Dunkle gehört dazu

Manchmal erfährt man etwas über einen Menschen erst nach seinem Tod. So ist es mir gegangen mit dem Schauspieler Michael Degen. Erst kürzlich ist er verstorben, mit 90 Jahren. Ich kannte ihn nur aus diversen Schauspielrollen, nicht immer mein Genre.

Dass er Jude war, als Kind den Holocaust überlebt hat, erfahre ich erst jetzt. Sein Vater starb an den Folgen des Konzentrationslagers. Doch er selbst konnte sich mit seiner Mutter verstecken, mit der Hilfe mutiger Menschen. Und entging so dem Gräuel der Nazis.

Nach dem Krieg sagte die Mutter zu ihrem Jungen: Wir wollen nicht mehr darüber reden. Wir wollen jetzt ganz normale Menschen sein.

Bloß nicht auffallen - das schien ein Mittel zu sein zum Weiterleben. Zum Überleben. Besonders für Juden – der Antisemitismus war ja nicht weg.

Viel später hat sich Michael Degen entschieden, doch darüber zu reden. Er merkte, wie wichtig das sein kann. Mit 67 Jahren hat er begonnen, über seine Kindheit zu schreiben. Seine Autobiografie wird später verfilmt. Das Schreiben ist wie eine Befreiung gewesen, sagte er. Zu erzählen, was ihm und anderen widerfahren ist an Schrecklichem.

Leben ist mehr als nur Überleben. Die dunklen Seiten gehören dazu, egal, wie sehr sie schmerzen. Und sind es wert, erzählt zu werden. So wird das Leben ganz. Das ist Fülle.

So geht auch Auferstehung.

Das meint Cornelia Biesecke, aus Eisenach, evangelische Kirche.

 


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