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23.11.2021
Dem bleibt nichts mehr

„Da kannst du doch echt verzweifeln, wem willst du noch glauben?

Den Leuten im Fernsehen glaube ich schon lange nicht mehr. Zeitung lese ich nicht. Ich glaube nur noch die Tatsachen, die ich selbst für erwiesen halte. Nichts sonst. Sie alle sind doch durch die Gehirnwäsche gegangen. Nicken wie die Schlafschafe zum größten Verbrechen.“

Das sagt er am Kaffeetisch. Die Familie ist bestürzt. Sie kennt ihn gut, aber dass er nun alle für dumm erklärt, das ist echt ein Zacken zu viel. Dass er die Dinge kritisch sieht – das tun ja hier alle. Dass er sich seine eigenen Wahrheiten bastelt – so kennen sie ihn. Aber das hier jetzt – das geht zu weit. In der Familie sind sie alle denkende Menschen.

„If I ever lose my faith in you” singt Sting.

Der hat gut singen.

“Wenn ich auch noch das Vertrauen in dich verliere, dann bleibt nichts mehr“. So ist es.

Wer sein ganzes Vertrauen wegwirft, dem bleibt nichts mehr. Der kann nur Fatalist werden. Schlechte Laune verbreiten, wo immer er hinkommt.

„Mann: Werd erwachsen! Surf nicht nur auf den immer gleichen kruden Seiten im Netz! Rede wieder mit uns!

Wirf nicht die ganze Familie auf den Müll, und deine Freunde dazu.

Jetzt braucht es dich wirklich.

Wie kommen wir wieder zusammen?

Das ist doch die Frage.“

Er sitzt auf seinem Stuhl, die leere Kaffeetasse in der Hand. Alle schweigen betroffen.

Kann sein, wir müssen vorsichtig sein miteinander. Wieder mehr reden. Anders wird es nicht gehen.

Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche


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