Augenblick mal, MDR, Radio, Radio-Andacht, Radio-Andachten, Radioandacht, Radioandachten,

22.11.2021
Ja, warum eigentlich?

Warum dürfen eigentlich Weihnachtsmärkte nicht vor Totensonntag öffnen, fragt die Kollegin? Naja, sag ich, weil man immer einen Schritt nach dem anderen macht, und nicht den zweiten vor dem ersten.

Trauern braucht Zeit. Alle, die schon einmal jemanden verloren haben, wissen das. Man kann die Trauer nicht überspringen. Unterdrücken, betäuben – ja. Überspringen: nein.

Also: Zeit lassen. Totensonntag erinnern, da darf man auch mal weinen. Ein Gesteck auf den Friedhof bringen.

Und dann noch  ́ne Runde gehen.

Dann beginnt der Advent. Übrigens langsam. Erst eins, dann zwei und so weiter. Also leise und vorsichtig. Da darf es duften nach Zimt und Glühwein, nach Anisplätzchen, nach neuem Leben. Hoffnung darauf, dass es nicht dunkel bleibt über denen, die trauern.

Aber wie gesagt: Das kommt nacheinander und geht schlecht zusammen. Durch die Trauer gehen, dann wächst auch wieder die Sehnsucht nach neuem Leben.

Und was, wenn der Totensonntag kommt, und dann wird der Weihnachtsmarkt abgesagt? Ja, das ist bitter. Aber richtig.

Advent heißt warten, warten darauf, dass da etwas kommt – an Weihnachten. Und gemeint ist nicht der Höhepunkt der vierten Welle.

Advent heißt: Da kommt eine andere Wirklichkeit. Eine, in der wir uns guttun. In der wir heil werden dürfen. Ganz umfassend heil und gesund. Und zwar alle. Auf der ganzen Welt. Ja, so utopisch ist das mit Advent und Weihnachten. Deswegen brauchen wir da ein bisschen Zeit und Ruhe, das an uns ranzulassen. Und deshalb: eins nach dem anderen.

Ulrike Greim, Weimar.


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar