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25.11.2021
Der 100.000ste

So, das war zu befürchten: Der 100.000ste Mensch stirbt in Deutschland an Corona. Sagt die Statistik. Sie zeigt Zahlen. Gesichter zeigt sie nicht. Weiß man, wer er ist? Oder sie ist?

Das gibt vermutlich die Auswertung nicht her.

Ist es ein 86jähriger Mann, der Krebs hatte und Diabetes? Wo die Zyniker sagen würden – was regt ihr euch auf? Der wäre eh gestorben? Und Sterben gehört zum Leben dazu, Krankheit auch?

Das sagen sie mal den Angehörigen ins Gesicht.

Die Angehörigen, die ihn selbst jetzt nicht einmal mal sehen dürfen. Die nicht wissen, wer seine Hand gehalten hat in den letzten Minuten. Oder ob seine Augen gesucht haben, ob da jemand ist, aber niemand war da?

Oder ist es eine junge 24jährige Frau, Mutter von Zwillingen – drei Jahre alt? Hmmm. Da wird es schon enger.

Oder ist es der junge Mann, von dem ein Intensivpfleger in einer Talkshow neulich berichtet hat. Überlebenschance: fifty–fifty. Kurz vor dem Intubieren hat ihn der Pfleger gefragt, warum er sich nicht hat impfen lassen. Das hier wäre ihm womöglich erspart geblieben. Und der hat geantwortet: „Dann hätten doch die anderen gewonnen.“

Ist Corona ein Krieg? Zwischen uns? Geht um Siegen und Verlieren?

Das hier ist kein Kampf, der zu gewinnen wäre.

Stecke dein Schwert wieder in seine Hülle, Krieger.

Und: Friede den Verstorbenen. Und Segen ihren Familien.

Ulrike Greim, Weimar.


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