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29.05.2022
Der Geist vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen

Manchmal weiß man gar nicht, was man beten soll. Wie in Zeitlupe frisst sich der Krieg durch die Ukraine, zieht seine Kreise, weltweit, drückt auf die Preise. Und zwar mit Ansage.
Und haben wir das Gott nicht vorgehalten in den letzten Monaten? Dass es so kommen würde?
Mein Mund ist fusselig, und mein Geist will nicht mehr länger versuchen mit immer neuen Worten zu sagen, was die Ängste sind und die Betroffenheit. Meine Gebete sollen nicht klingen wie Bullshitbingo beim Bundespräsidenten. Dann schläft Gott erst recht.
Aber das ist wahrscheinlich ein falsches Bild vom Beten. Dass es drauf ankäme zu reden und reden und wenn wir genug gebetet haben, dann würde er aufwachen, etwas tun. Nach dem Motto: Soll erfüllt. Es gibt auch keine himmlische Waage, die sich irgendwann neigt, wenn wir genug Gebete draufpacken.
Ja, ich glaube weiter, Gebet kann die Welt verändern. Aber nicht als magische Technik zur Beeinflussung des Unsichtbaren. Worauf es ankommt, ist eine Verbindung herstellen. Oder vielmehr: Offen werden für die Verbindung, die da ist. Nicht mit vielen Worten. Auch im Schweigen. Das hat selbst der große Paulus geschrieben. Mit seinen Worten steht es im Neuen Testament: "Wir wissen nicht, wie wir beten sollen, wie sich es gebührt. Aber Gottes guter Geist vertritt uns – mit unaussprechlichem Seufzen.“
Wenn Paulus nicht besser konnte, dann ist das die Erlaubnis für alle:
Innehalten und Seufzen. Und hoffen, er sieht es. An manchen Tagen muss das reichen. So meint Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda.


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