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21.06.2021
Der längste Tag des Jahres

Till Eulenspiegel wandert mit Freunden. Wenn‘s bergauf geht, und die Freunde schwitzen und stöhnen – dann strahlt Till Eulenspiegel. Aber wenn‘s dann bergab geht, die Freunde pfeifen ihre Lieder, dann verzieht er das Gesicht. „Was soll das?“, fragen ihn die Freunde. Und Till antwortet: „Bergauf freue ich mich, weil es später wieder runtergeht. Aber bergab kriege ich schlechte Laune, weil ich den nächsten wieder hochmuss.“ Natürlich, die Antwort eines Narren. Aber ich kenne die Versuchung, wenn es ab heute Tag für Tag wieder etwas dunkler wird. Der Zauber des längsten Tages liegt auch in der Wehmut, die er hervorruft. Man will den Niedergang nicht wahrhaben, verdrängt, was auf einen zukommt wie die Bundesregierung die Prognosen zur Rentenkasse. Aber die Dunkelheit schleicht leise herbei, heimtückisch wie eine Nierenkrankheit. Wenn Jesus mit seinen Freunden draußen war, hat er ihnen gezeigt, wie schön Gott die Blumen gemacht hat. „Und ihr wisst alle“, sagt er ihnen, „dass die schnell wieder verblühen. Sie vergehen wie Gras. Aber wollt ihr euch deshalb davon abhalten lassen, euch an den Blüten zu freuen?“ Es gehört doch zum Leben dazu: es gibt diesen Rhythmus von Wachsen und Blühen und Vergehen. Dagegen ankämpfen, verdrängen oder betrauern hilft alles nix. Weise werden wir, wo wir uns in den Rhythmus einfinden. Freut euch am Blühen und freut euch am Sommer.

Leben ist jetzt, meint Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda.


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