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14.01.2022
Der volle Korb

Zwei Männer, die nichts miteinander zu tun haben … und die beide Augenblick mal hören.

Der eine ruft mich an und regt sich auf, weil ich finde, die Flüchtlinge an der polnischen Grenze sollten gerettet werden. „Wir haben genug eigene Probleme“, meint er. Darauf ich: „Aber es ist saukalt, die Leute erfrieren.“ „Ja“, erwidert er, „wie damals in Stalingrad, uns hat auch keiner geholfen.“ Und wer so denke wie ich, sei ein Narr, das stehe so in der Bibel. Ich empfehle ihm, in seiner Bibel ein Stück nach hinten zu blättern, da taucht dann nämlich dieser Jesus auf, der hat ganz andere Ansagen gemacht. Aber da legt er auf.

Der andere Mann schreibt mir, er und seine Frau seien adoptiert worden. Klingt ein wenig schräg, aber sie meinen es ernst: Eine syrische Familie in ihrer Nähe betrachtet sie als ihre neuen deutschen Eltern, für die Kinder sind sie Oma und Opa. Und umgekehrt genauso. Jede der Familien denkt an die andere wie an ihre eigene. Ja klar, das Ehepaar hat geholfen, wo immer eben zu helfen ist, wenn jemand noch fremd ist, die Sprache lernen, sich zurechtfinden muss. Uns ist das schon unangenehm, schreiben sie, dass sie uns so verehren. Aber darauf hätte der syrische Vater nur geantwortet: Wer mit vollem Korb kommt, soll auch mit vollem Korb wieder gehen.

Ich würde die beiden Männer gern ins Gespräch bringen. Da könnte der eine dem anderen erzählen, was in dem Korb ist, den er voll zurückbekommt. Aber vielleicht hören die beiden ja heute wieder zu, hofft

Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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