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14.06.2019
Die ganze Wahrheit

Die Feuerzangenbowle mit Heinz Rühmann läuft jedes Jahr in den Hörsälen der Universitäten. Mancherorts mit Glühwein, andernorts als richtiges Event mit Fahrradklingel, Knicklicht, Taschenlampe. Wenn im Film dann die Schulklingel ertönt, klingelt jeder Zuschauer lautstark mit, wenn im Film getrunken wird, ruft der ganze Saal: Prost! Cornelia Meyer zur Heyde hat die Filmrechte vor Jahrzehnten erworben. Sie verdient mit dem Verleih ihr Geld.

Was bei den Vorführungen oft vergessen wird, ist die Zeit, als er entstand: 1943 hat Goebbels den Film zur Vorführung freigegeben, nicht nur weil Heinz Rühmann sein Lieblingsschauspieler war. Der Film sollte ablenken. Gute Stimmung machen.

Das Deutsche Historische Museum in Berlin wollte genau das deutlich machen und in einer Ausstellung diese Taktik erklären. Es bat um die Rechte, den Film aufzuführen.

Das lehnte Meyer zur Heyde ab. Marketinggründe, sagt sie. Meyer zur Heyde ist AfD-Mitglied. Die Leute sollen lieber lachen, sagt sie. So sitzen die Studenten da und lachen. Kaum einer weiß, dass wenige Tage vor Beginn der Dreharbeiten die Geschwister Scholl enthauptet wurden und einen Tag vor der Filmpremiere tonnenweise Bomben auf Berlin fielen.

Würde es schaden, das zu wissen? Nein. Es würde helfen, mehr zu sehen. Die Zusammenhänge zu verstehen.

Die Wahrheit wird euch frei machen, hat der Evangelist Johannes geschrieben, so frei, dass wir alles auch sehen.

 Kristin Jahn, Superintendentin im Kirchenkreis Altenburger Land


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