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14.01.2020
Die Kinder von Moria

Weihnachten haben wir gesungen: Ihr Kinderlein kommet, ach kommet doch all … Gefeiert haben wir die Geburt eines Kindes. Zart und zerbrechlich. Zur Welt gekommen in einem Stall. Sehr einfache Verhältnisse. Dieses Kind in der Krippe berührt uns, jedes Jahr. Jedenfalls an Weihnachten.

Einen Tag vor Heiligabend wurde über die Situation in dem griechischen Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos berichtet. Vorgesehen ist das Lager für 3.000 Menschen. Jetzt leben dort 20.000, darunter drei bis viertausend Kinder und Jugendliche – ohne Eltern. Politiker waren dort, Journalisten … es gab noch kurz vor Weihnachten dringende Appelle: Erbarmt euch, holt doch wenigstens die Kinder da raus! Drei Bundesländer wollten helfen, Niedersachsen, Berlin und auch Thüringen.

Aber nein, nein das geht nicht, die Bundesregierung will das nicht. Sie verhandelt doch gerade, damit eine europäische Lösung gefunden wird. Da passt kein deutscher Alleingang. Kinder, das müsst ihr doch verstehen. Jesus hin oder her, aber so einfach ist das nicht. Das kann dauern, Politik ist eben so. Eine Politik, die so ist, ist vor allem eine Schande.

Währenddessen ziehen sich die Kinder in Moria aus dem Leben zurück. Sie spielen nicht mehr, reden nicht mehr, sie sitzen im Zelt und starren vor sich hin. Zweijährige reißen sich die Haare raus und kratzen sich die Arme auf. Allen setzt die Kälte zu, die erbärmliche Nässe, der Schlamm, in dem die Zelte versinken. Dazwischen Dixi-Klos, eins für 200 Menschen.

Ihr Kinderlein kommet … für die Weihnachtsidylle reicht es, aber auch für Barmherzigkeit? Wenn von Weihnachten mehr bleiben soll als ein paar abgebrannte Kerzen, dann sollten wir auf die Kinder in Moria schauen,

meint Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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