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15.04.2017
Die Sache der Armen

Voll ist es im Supermarkt. Schnell zieht die Frau an der Kasse meinen Einkauf übers Band. Da ruft ihr die Kollegin von der Kasse nebenan zu: „Wie geht das noch mal mit Gutschein?“ Die Frau an meiner Kasse hebt den Kopf. Sie sieht auf die Kundin nebenan. Dann ruft sie zurück: „Das ist doch kein normaler Gutschein. Das geht doch auf Sozialgutschein, oder?“ Das Wort "Sozialgutschein" höre ich jetzt bestimmt noch sechs- bis siebenmal von den beiden. Dann hat auch der letzte in der Kassenschlange verstanden, dass hier gerade eine Frau mit Sozialgutschein bezahlt. Eine, die nicht genug Geld hat. Und Hilfe braucht. Ich sehe, wie sie immer kleiner wird. Den Kopf einzieht. Ganz schnell den Laden verlässt. Ich schäme mich - weil ich nichts gesagt habe. So etwas wie: Mussten das jetzt wirklich alle mitbekommen? Muss man jemand, der kein Geld hat, auch noch beschämen? Ein Satz der Bibel sagt: „Der Gerechte weiß um die Sache der Armen“. Diese Worte fordern dazu auf, die Armen nicht zu vergessen. Ihnen zu helfen. Weil es menschlich und gut ist. Und diese Worte sagen: Wenn du einem andern hilfst, dann versteh auch, was arm sein bedeutet. Hilf auf Augenhöhe. Mit Respekt, nicht gönnerhaft. Beschäme andere nicht in ihrer Not. Die Bibel berichtet übrigens auch, wie die Armen die Hilfe der anderen beantworten. Sie segnen die, die ihnen Gutes tun. Mit anderen Worten: Wer um die Armen weiß, ihre Not nicht übersieht und sie nicht beschämt, wird gesegnet. In diesem Sinne: Einen gesegneten Tag wünscht Ihnen Kristina Kühnbaum-Schmidt, Regionalbischöfin der evangelischen Kirche in Meiningen.


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