Augenblick mal, MDR, Radio, Radio-Andacht, Radio-Andachten, Radioandacht, Radioandachten,

25.10.2022
Die Waffenkammer

Ein Kloster in Mitteldeutschland – Pforta - und am Kreuzgang gibt es ein Armarium – eine Waffenkammer. Waffen im Kloster, was soll das sein? Mönche sind doch nicht bewaffnet und Nonnen tragen keine Schwerter. In der Waffenkammer des Klosters liegen geistliche Bücher – die geistliche Waffenrüstung gegen das Böse.

Kein Schild und Schwert, keine leichten oder Verteidigungs- oder schwere Waffen, nein, keine Gewaltfantasien von Sieg und Vernichtung. Einfach Bücher.

In der Waffenkammer des Klosters sind Bücher zum Beten, Singen und Hören auf Gottes Wort. Das Buch der Bücher, die Bibel, die großen wundervoll geschriebenen Gesangsbücher, die Texte der Kirchenväter. Wenige gute Bücher, die Leben retten, die die Seele retten, ein Schatz, der nicht zerstört, sondern der der Zerstörung durch Gewalt und Waffen etwas entgegensetzt: die geistlichen Waffen. Was für ein Schatz! Er lockt uns, zu vergeben, zu lieben und zu hoffen.

Und dann höre ich in den Nachrichten den Satz: „Waffen retten Leben.“ Und weiß, das stimmt so einfach nicht. Die Waffen aus Stahl und Metall besiegen das Böse nicht, sondern machen mich selber böse.  Wir liefern doch keine Panzer, damit sie Leben retten, oder gelten russische Leben schon nicht mehr als Leben? Waffen morden und die Waffenlobby hat für jede Frage die einfache Antwort: Waffen.

Aber im geistlichen Waffenschrank in Schulpforta steht die Bibel – Lebensrettung pur. Mehr Geist, weniger Stahl brauchen wir in diesen Tagen.

 

Sagt Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland 


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar