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24.10.2022
Morgenrot

Eine schlechte Nachricht jagt die nächste. Worauf kann ich noch hoffen und mich verlassen? Was wird kommen in diesem Herbst? In Gedanken versunken.

Da sitze ich im Zug und eine alte Frau neben mir sagt: „Schauen sie mal, was für ein wundervolles Morgenrot. Das wird ein guter Tag“. Und sie freut sich und ich kann nicht anders als mich mitfreuen. Der Himmel sieht wirklich prächtig aus. Wie schön!

Habe ich noch Augen für das Schöne? Kann ich den Augenblick, dass JETZT, genießen? Was bringt es, wenn ich meinen Tag mit Sorgen verdunkle? Vermutlich nichts. Und dann frage ich mich: Deute ich die Zeichen der Zeit, den Himmel über uns richtig?

Der sieht nämlich gut aus.

„Dein Reich komme“ bete ich, so bete ich zu Gott. Und es kommt. Und dann sehe ich die fröhliche alte Frau an. Was wird sie wohl schon erlebt haben an Hunger, Not und Flucht, an Abbruch und Neuanfang, an Gewalt und an Liebe? Sie sieht gütig aus und ich nehme mir vor, im Alter auch gütig auszusehen.

Dann muss ich wohl schon heute die Augen öffnen für das schöne Morgenrot und die neue Zeit, die sich durch alles Schrecken und alle Sorgen hindurch durchsetzen will. „Dein Reich komme.“ Ein Reich, in dem Menschen behutsam miteinander umgehen, warmherzig sind und wo der Himmel offen steht.

Und ich freue mich und mein Lachen grüßt das Morgenrot. Das wird wirklich ein guter Tag.

Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.


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