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26.06.2022
Ein Tisch bis in die Ewigkeit

„Wie lang ist eigentlich so ein Abendmahlstisch“, fragt die Besucherin in der Kirche. Sie stehen im Altarraum, das Licht fällt bunt durch die Fenster. „Oh, sehr lang“, sagt der alte Herr, der hier die Kirchenführungen macht. „Er reicht ja schon in die Geschichte zurück. Und bis in die Zukunft.“ Die Gäste runzeln die Stirn.

„Sehen sie, das ist so. Unser Abendmahlstisch, an den sind schon Generationen vor uns getreten. Und wir wissen, er steht noch da, wenn wir schon nicht mehr leben.

Und jedes Mal beim Abendmahl – da verbinden wir uns. Mit allen, die an Jesus glauben. Heute. Mit allen Vorfahren, die ihm vertraut haben. Und wir wissen: auch mit denen, die in hundert Jahren erst hier stehen werden.“ Die Gäste sind ein bisschen beeindruckt. 

Er erzählt, wie die Verbindung auch über Ländergrenzen hinweg geht. „Sehen sie, wir haben Abendmahlskelche für den Wein, die stammen aus dem 17. Jahrhundert. Damals kamen Flüchtlinge zu uns. Hugenotten, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Einige waren Silberschmiede. Die haben diese Kelche hier gemacht. Auch heute stehen hier Geflüchtete – aus der Ukraine, aus Syrien, Eritrea. Wir alle verbinden uns.“ 

Dann sagt der Kirchenführer, dass Jesus ja der Gastgeber ist. Und da hätten alle Platz. Das Jesus keinen wegschickt. „Menschen tun das,“ sagt er, „auch Kirchgemeinden. Aber Jesus nicht. An seinem Tisch sind alle willkommen. Deswegen ist der Abendmahlstisch sehr groß. Viel größer als der, der hier steht. Manchmal muss man die Augen ein wenig zusammenkneifen, dann sieht man: Er reicht durch die Zeit und einmal um die Welt. Und bis in die Ewigkeit.“

 

Fröhlichen Sonntag und spannende Entdeckungen wünscht Ulrike Greim aus Weimar

 


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