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28.12.2020
Einigeln

Der Igel fährt seine Stacheln nach außen, rollt sich zusammen, dimmt seine Körpertemperatur nach unten und schläft. Einmal im Jahr ist Lockdown bei den Igels. Winterschlaf. Zeit für Innerlichkeit. Der Vorrat ist angelegt, es gibt nichts zu tun, die Kälte wäre eh kontraproduktiv. Deswegen: Schlafen. Ausruhen.

Zwischen den Jahren.

Beate und Michael rollen sich zusammen, auf der Couch, in eine Decke eingemummelt. Die eine liest, der andere hat die Kopfhörer im Ohr und lauscht einem Hörbuch. Sie mag Romane fürs Herz, er: einen Thriller.

Nachmittags endlich Zeit, mit dem Sohn die Auto-Rennbahn aufzubauen. Seine Frau sitzt dann an der Nähmaschine. Wenn sie die Hits im Radio mitsingt, ist das immer ein gutes Zeichen. Der Puls ist dann endlich normal, die Familie entspannt.

Wie lange braucht man, bis die Hektik abebbt, bis der Atem tiefer wird? Drei Tage? Fünf? Lange Spaziergänge mit dem Hund. Einen Abend nur erzählen.

Und Ausschlafen. Das tut so gut! So lange, bis man von alleine aufwacht.

Wenn Michael den Krimi zur Seite legt und den Gedichtband aus dem Regal holt, dann kuschelt sich Beate zu ihm. Sie liebt es, wenn er vorliest.

„Tage, wenn sie scheinbar uns entgleiten, gleiten leise doch in uns hinein, aber wir verwandeln alle Zeiten; denn wir sehnen uns zu sein ....“

Rilke.

Zwischen den Jahren.

Sie verwandeln die Zeit in einen Tropfen Ewigkeit.

Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche.


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