Ich soll hier mal Werbung machen für die Sommeraktion unserer Kirche. Da werden wir aufgefordert, Engel zu fotografieren – also gemalte, geschnitzte oder in Stein gehauene Engel, die in Kirchen darauf warten, dass sich jemand an ihnen erfreut. Die Fotos werden dann auf einer Internetseite veröffentlicht, und später eine Postkarte gedruckt mit den schönsten Bildern.

Alle unter der Überschrift: „der Engel Spur“. Das ist eine Zeile aus einem Gedicht von Wilma Klevinghaus:

Nicht auf Flügeln der Winde

schweben die Engel daher.

Sie gehen auf irdischen Füßen.

Und manchmal seufzen sie schwer.

Sie tragen gewöhnliche Namen

und Gesichter wie unsereins.

Willst einen Engel du sehen,

blick zur Seite nur:

Wo Menschen sich liebend verströmen,

triffst du der Engel Spur.

Nehmen wir die Dichterin ernst, könnte es sein, bei der Sommeraktion werden auch Fotos eingeschickt, auf denen nicht nur pausbäckige, barfüßige, manchmal barbusige, jedenfalls niedlich aussehende Engel zu sehen sind, sondern, nun ja, Menschen, hilfsbereite Menschen. „Und manchmal seufzen sie schwer“, steht da auch. Ja, bevor wir zu Engeln werden, muss uns auffallen, aufstoßen, aufregen, wo wir gebraucht werden. Dann seufzen wir schwer. Aber wenn wir uns dann jemandem zuwenden, der uns nötig hat, ansprechen, was aus dem Ruder läuft, haben wir ein Lächeln im Gesicht und strahlen eine Leichtigkeit aus, wie Engel mit Flügeln. Und dann sieht man sie: der Engel Spur.

Einen engelhaften Tag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.