Weltflüchtlingstag
Heute ist Weltflüchtlingstag. Weltflüchtlingstag ist Zähltag. Gezählt wird, wie viele Menschen weltweit auf der Flucht sind. Jedes Jahr mehr. Wir schauen kurz hoch und denken: Ach ja, die gibt’s ja auch noch.
Dabei ist dieser Weltflüchtlingstag eine gute Gelegenheit, uns zu vergewissern, ob wirklich alles getan wird, um uns Flüchtlinge vom Leib und aus dem Land zu halten. Doch, da können wir ganz beruhigt sein. Die Regierung lässt hier nichts unversucht. Ich habe, weil ich es nicht glauben wollte, extra nochmal nachfragt beim Bundesinnenministerium. Und schon einen Tag später kam die Antwort: „Die Regierung hat beschlossen, freiwillige Aufnahmeprogramme soweit wie möglich zu beenden und keine neuen mehr aufzulegen.“ Da wurde Afghanen, die mal für Deutschland gearbeitet haben, versprochen, sie in Sicherheit zu bringen. Nun nicht mehr. Da sollten Familien, Eltern und Kinder, zusammengeführt werden. Nun nicht mehr. Da gab es Kirchengemeinden, die haben Bürgschaften übernommen und sich gekümmert und es konnten Familien auf sicheren Wegen aus Flüchtlingslagern nach Deutschland kommen. Nun nicht mehr.
Gott sei Dank, ist das alles vorbei. Äh, „Gott sei Dank“? Was ist genau ist hier Gottes Wille? Schlagen wir mal nach im heiligen Buch. Moment, ach, ja, da steht: „Ich war ein Fremder, ihr habt mich aufgenommen“, sagt Jesus. Christlich ist, sich um Flüchtlinge zu kümmern. Das C in Parteinamen lässt sich biegen, bis es bricht, aber nicht dieser christliche Auftrag. Für mich ist dieser Tag heute auch ein Tag der Schande und der Scham. Ich schäme mich aus tiefster christlicher Überzeugung für mein Land und für das, was die Regierung da macht.
Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.