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04.11.2021
Engelsflügel

In Passau werden Menschen zu Engeln – lese ich in einer Zeitschrift. Warum jetzt in Passau? Weil da eine Engel-Skulptur steht, mitten in der Stadt. Ein Bild davon ist auch in der Zeitschrift. Sieht witzig aus. Wobei – der Engel ist gar nicht mehr da. Nur seine Flügel, als hätte er sie zurückgelassen. Und nun kann sich jeder und jede zwischen die Flügel stellen und ist schwuppdiwupp - ein Engel.

Eine Schülerin hatte die Idee. War ein Schulprojekt. Die Menschen findens toll. Lassen sich als Engel fotografieren, machen Selfies. Klar, ein super Motiv.

Beim genauen Hingucken sehe ich, was das für Flügel sind. Weiße Latexhandschuhe, wie sie in Krankenhäusern oder Pflegeheimen benutzt werden. Die Handschuhfinger sehen von weitem aus wie Federn, und alle, dicht an dicht zusammengefügt wie Flügel. Was für eine Idee! Und was für eine Botschaft!

Vor meinem inneren Auge kommen sofort andere Bilder hoch, von den Schwestern und Pflegern aus dem Krankenhaus zum Beispiel, in dem ich als Seelsorgerin arbeite. Oder vom Pflegeheim, in dem ich Besuche mache. Die dort arbeiten und solche Handschuhe tragen, tun Engelsdienste. Laufen sich die Füße wund, übernehmen Zusatzschichten, weil die Personaldecke so dünn ist. Gerade jetzt, wo sich die Krankenhäuser wieder füllen mit Coronapatienten.

Ich finde, so eine Skulptur sollte überall stehen, wo Menschen für andere zu Engeln werden, zu Boten der Liebe Gottes, die jedes Menschenleben wert achtet.

Einen guten Tag wünscht aus Eisenach Pfarrerin Cornelia Biesecke, evangelische Kirche


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