Augenblick mal, MDR, Radio, Radio-Andacht, Radio-Andachten, Radioandacht, Radioandachten,

05.11.2021
Leuchten und Erinnern

Eine ungewöhnlich Putzaktion ist das neulich in Eisenach gewesen. Da musste man richtig auf die Knie gehen. Stolpersteine putzen. Das sind diese ca. 10 mal 10 cm großen metallfarbenen Steine, die ins Pflaster eingelassen werden. Namen und Daten jüdischer Mitmenschen stehen drauf, die in der Zeit des Naziterrors aus ihren Häusern und Wohnungen getrieben, in Lager verschleppt und oft ermordet wurden. In Eisenach sind schon über hundert Steine verlegt worden, um an diese Menschen und ihr schreckliches Schicksal zu erinnern. Meistens liegen sie vor deren ehemaligen Wohnhäusern.

Jedes Jahr werden sie geputzt, von Leuten, die das ehrenamtlich übernehmen. Übers Jahr sammelt sich etlicher Schmutz an. Doch nicht nur der Schmutzschleier wird weggeputzt, sondern auch der Schleier des Vergessens. Wenn die Steine in neuem Glanz erstrahlen, leuchtet auch die Erinnerung wieder auf. So sieht es auch Frank, einer der Ehrenamtlichen. Dass die Erinnerung an die Eisenacher Mitmenschen lebendig bleibt, dafür geht er gerne auf die Knie und säubert die Steine mit Hingabe. Es ist dann ein bisschen so, als würde er mit den Menschen in Kontakt kommen. Was waren das für Leute? Wie haben sie gelebt, wovon haben sie geträumt? Was wurde ihnen alles genommen? Leben, Zukunft.

Es sind diese unscheinbaren Dinge, die dennoch eine große Botschaft haben. Geputzt sind die kleinen Stolpersteine schnell. Die Wirkung ist entscheidend. Sie sollen leuchten, erinnern und mahnen. Dass die Menschen nicht vergessen werden und das Unrecht, dass ihnen geschah, auch nicht.

Einen guten Tag wünscht Pfarrerin Cornelia Biesecke, evangelische Kirche.


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar