Die Generalprobe für das Krippenspiel ist in vollem Gange. Die Luft brennt. Eigentlich läuft alles ganz gut bei meinen Konfirmanden. Fast alle können ihren Text und sie legen sogar ein paar Gefühle in ihre Rolle.

Wenn da nicht die Hirten wären. Irgendwie hatte ich da kein glückliches Händchen bei der Besetzung. Nicht nur, dass sie nach wie vor die ganze Kraft der armen Souffleuse brauchen, die ihnen jeden Satzanfang vorsagen muss. Sie lehnen dermaßen unmotiviert an ihren Hirtenstöcken, dass ich kaum meine Wut im Zaum  halten kann. Auch die anderen sind sauer. „Können die sich nicht mal zusammenreißen?“

Doch  irgendwo steigt in meinem Hinterkopf ein Bild auf. Ich sehe die Hirten aus der Weihnachtsgeschichte vor mir. Die sind auch nicht fröhlich um ihr Hirtenfeuer gesprungen. Die hatten so gar nichts zu lachen. Weil sie Randfiguren waren. Tagelöhner, arme Kerle. Immer  in Sorge, ihre Familien durchzubringen. Erst als der Engel erscheint, als sie die göttliche Botschaft trifft, verändern sie sich. Fangen an zu strahlen. Und rennen aufgeregt zum Stall.

Eigentlich machen das meine Hirten im Krippenspiel also ziemlich realistisch. Und wer weiß, vielleicht erwischt es sie ja zur Aufführung morgen dann doch, wenn der Engel im hellen Licht ruft: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude!“ Na, mal sehen.

Dass auch Sie die himmlische Botschaft erreicht, das wünsche ich Ihnen. Cornelia Biesecke aus Eisenach.