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19.12.2022
Es entwickelt sich

Türchen auf. Was steckt dahinter? Ah, ein Schokoladenrennschlitten. Goldpapier runter, zack in den Mund. Ein genießerisches Lächeln.

Leon ist vier. Und er freut sich auf jedes Türchen vom Adventskalender.

Während er kaut, denke ich, wann es bei mir war, dass ich mich noch so freuen konnte auf jedes Türchen? Ist schon sehr lange her.

Meine Mutter hatte mir mal einen Kalender gemacht – damals noch aus Streichholzschachteln, bunt beklebt. Mit so kleinen Dingen. Manchmal enttäuschend, aber manchmal auch kleine Schätzchen. Seltene Perlen, Räucherkerzen für das Räuchermännchen, schillernde Knöpfe.

Leon guckt gleich, wo das nächste Türchen ist. Für morgen. Nur sicherheitshalber.

„Hände weg“, sage ich streng.

Und denke: Was für eine schöne Idee vom Advent: dass man nicht alles gleich sieht, aber alles schon da ist. Dass es Stück für Stück entdeckt werden will. Es braucht Geduld.

Advent zeigt: Es gibt so viel Geheimnisvolles, das sich verbirgt – und doch da ist. Wie die Liebe, die langsam reif wird.

Wie der Glauben, der nie gleich zackbumm alles zeigt. Alle Schätze des Himmels. Nein, manchmal ist es auch enttäuschend. Und manchmal finde ich Perlen.

Denn es geht um unser Herz. Und ob wir es öffnen können.

Türchen für Türchen. Jeden Tag ein bisschen.

Morgen geht es weiter, Leon. Versprochen.

Ulrike Greim aus Weimar, Evangelische Kirche.


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