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11.03.2020
Freie Republik Uzupis

Es war die erste der Sowjetrepubliken, die ihre Unabhängigkeit zurückerlangt hat. Das war heute vor 30 Jahren. Darf ich vorstellen: Litauen. Knapp drei Millionen Einwohner, Mitglied der EU, Hauptstadt ist Vilnius.

Dorthin will ich Sie entführen. Es gibt da den Stadtteil Uzupis, von drei Seiten von einem Fluss umgeben. Seit dem 16. Jahrhundert haben hier hauptsächlich Juden gelebt. Die meisten wurden Opfer des Holocaust. In die leeren Häuser zogen Kriminelle, Prostituierte und Obdachlose ein. Kaum Strom und sanitäre Anlagen. Katastrophal. Nachdem Litauen unabhängig wurde, zogen viele Künstler hierher. Und später haben die Bewohner die freie Republik Uzupis ausgerufen – mit Flagge, Präsidenten, einer 12-köpfigen Armee und: einer Verfassung.

Da steht beispielsweise:

Jeder Mensch hat das Recht, sich zu irren. | Jeder Mensch hat das Recht, manchmal nicht zu wissen, ob er Verpflichtungen hat. | Jeder Mensch hat das Recht zu zweifeln, ist jedoch dazu nicht verpflichtet. | Jeder Mensch hat das Recht, glücklich zu sein – und unglücklich zu sein. | Jeder Mensch hat das Recht, zu glauben. | Jeder Mensch darf mit anderen teilen, was er hat. | Kein Mensch kann mit anderen teilen, was er nicht hat. | Jeder Mensch hat das Recht zu weinen. | Jeder Mensch hat das Recht, keine Angst zu haben. | Kein Mensch hat das Recht, Gewalt auszuüben.

Deshalb haben sie die Armee auch gleich wieder abgeschafft. Manchmal sind es eben die kleinen Orte, aus denen Großes wachsen kann.

Gib nicht auf, lautet übrigens der letzte der 41 Verfassungsartikel. Was es auch ist: Geben Sie nicht auf, das wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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