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17.10.2017
Friedenspreis des Dt. Buchhandels

Heute 11 Uhr, Paulskirche Frankfurt am Main. Verliehen wird der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Er geht an eine kanadische Schriftstellerin: Margaret Atwood. Diese Frau ist wie ein Seismograph, wie dieses Gerät, das Erdbeben aufzeichnet. Sie spürt ganz feinsinnig, ganz hellhörig, was sich unter der Oberfläche der Gesellschaft bewegt, was auf uns zukommt, sie ahnt es voraus und – zeichnet es auf. Da entstehen Romane, die uns warnen – vor, ja vor uns selbst.

Wir sind die einzigen Wesen, sagt Margaret Atwood, die sich selbst reflektieren können. Wir können unsere eigenen Stärken erkennen. Wir können Engel sein. Das gelingt freilich nicht immer. Aber wir können reflektieren, uns spiegeln, wo wir versagen. Und dann damit umgehen. In jedem Gottesdienst wird im Vater unser gebetet: „Und führe uns nicht in Versuchung.“ Wer das nicht nur so runter betet, sieht den Grat vor sich, auf dem wir uns bewegen: Gut wie Engel sein oder versagen.

Fremd ist uns das nicht. Wie oft haben wir schon gesagt oder gedacht: Nein, das mache ich nicht, ich will doch am nächsten Morgen noch in den Spiegel schauen können. In diesem Bild steckt die Angst, wir könnten uns selbst verlieren, uns nicht wiedererkennen, wenn wir uns gegen den Engel in uns entscheiden. Den ich da im Spiegel sehe, das soll der sein, mit dem ich aufgewachsen bin, ein einigermaßen anständiger Mensch.

Einen schönen Sonntag wünscht
Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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