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02.12.2020
Gelernter DDR-Bürger

Gelegentlich ist noch von „Gelernten DDR-Bürgern“ die Rede. Das war eine vielseitige Ausbildung. Wenn ich auf Bilder schaue von vor 40 Jahren, denke ich: Eines der Hauptfächer war das Warten. Ich sehe Menschen, die vor einer Sparkassenfiliale ausharren, ordentlich gekleidet für ihre Geschäfte. Ganz diszipliniert stehen sie da. Einige Kinder sitzen auf der Bordsteinkante und spielen, während ihre Eltern warten. Eine ältere Dame lässt sich ebenfalls auf der Bordsteinkante nieder. Sie muss ihr Bein einmal ausstrecken. Sicher wird sie ihren Platz in der Schlange wieder einnehmen dürfen.
Das Warten wird heute nicht mehr so gründlich vermittelt. Man bestellt oder kauft nur, wenn man vorher genau weiß, wie sieht das Produkt aus, wann wird geliefert. Wunschzettel werden als Links versendet.
Die hohe Schule des Wartens aber ist: Man wartet geduldig auf etwas, was man gar nicht beeinflussen kann. Wie früher: Ich stelle mich an, obwohl ich nicht weiß, was ich am Ende kriege. Aber mir wird schon was einfallen, was ich draus machen kann.
Die Lektion brauchen wir heute wieder. Wir warten auf Weihnachten und wissen nicht, was für ein Weihnachten kommt. Bestimmt kommt es anders als bestellt und gewünscht. Aber dass wir dann etwas draus machen und uns dran freuen, das liegt an uns. Darum geht’s: unaufgeregt und voll Hoffnung das tun, was man im Advent immer getan hat. Warten. So meint Pfarrer Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda.


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