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08.11.2020
Generation Mikrowelle

Zuerst hat sich Percy Spencer noch geärgert. Als er für seine Firma, einen US-Rüstungskonzern am neuen Radargerät arbeitet, schmilzt ihm glatt sein Schokoriegel weg. Seltsamerweise schmelzt das Radarteil aber nicht nur Schokolade, sondern es bringt auch Mais zum Poppen und Eier zum Explodieren. „Hoppla“, merkt Spencer, „ich habe die Mikrowelle erfunden!“
Vor 75 Jahren reicht er sein Patent ein und kassiert seine Arbeitgeberprämie von genau zwei Dollar. Immerhin.
Durchgesetzt hat sich seine Erfindung natürlich erst, als sie nicht mehr so groß war, wie ein Kleinwagen.
Heute prägt die Mikrowelle unseren Alltag. Schnell einen Happen warmmachen im Büro, richtig kochen, das funktioniert unter der Woche nicht. Schnell den Kaffee nochmal aufwärmen.
Aber ich frage mich auch, ob da nicht etwas auf uns abgestrahlt hat; die Mikrowelle als Sinnbild unserer Zeit.
Mit der Mikrowelle muss man ja aufpassen, dass es nicht außen kocht und innen noch gefroren ist. Aber sind wir anders? Schnell erregt man sich über Nachrichten, aber echte Betroffenheit bleibt aus. Wir kommen äußerlich in Wallung. Innerlich bleibt es kalt.
Nur: Echte Freundschaft oder eine gute Ehe gibt es auch nicht aus der Mikrowelle, da kommt es auf mehr an als auf schnelle Gefühle. Dafür müssen wir uns Zeit nehmen, wenn es gelingen soll. Sonst werden wir die Generation Mikrowelle, schnell heiß, schnell kalt, befürchtet Pfarrer Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda.


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