Diese Sendung hier hat eine internationale Hörerschaft, jedenfalls hört hier jeden Tag ein Sachse zu. Und manchmal schreibt er mir, beispielsweise, dass er gern mit seinen Enkeltöchtern Laubsägearbeiten gemacht hat. Das gehört ja dort zur Volkskunst. Vermutlich so um diese Zeit sägen viele wieder an ihren Schwibbögen herum. Die Säge muss gerade geführt werden, sonst klemmt sie. Das hat er vermutlich hunderte Mal betont. Merkt euch: „Gerade und mit Geduld.“ Irgendwann hat er ihnen gesagt: Das könnt ihr euch auch für das Leben merken, wenn es unruhig zugeht: Gerade und … . – „Ja, Opa, wissen wir, gerade und Geduld.“ – „Genau, damit kommt ihr durchs Leben. Und mit Liebe und Klugheit.“

Gerade und Geduld. Das klingt so beruhigend, aber bequem ist es nicht. Die Gesellschaft spaltet sich, Diskussionen werden zunehmend hitziger. Der Mann selbst erlebt das. Er hält Vorträge über Menschen, die in der Nazizeit der Menschlichkeit das Wort geredet haben – und kommt auch darauf zu sprechen, wo es heute klemmt. Und dabei wird er angefochten. Gerade von denen, die meinen, die Meinungsfreiheit sei in Gefahr, weil Gemeinheit nicht toleriert wird. Einmal habe er mehr Angst gehabt als bei einem stundenlangen Stasi-Verhör.

Gerade und Geduld. Geht es um die Menschlichkeit, heißt das: Geduldig Linie halten. Nicht nachgeben. Menschlichkeit ist nicht verhandelbar. Oh ja, da ist ein dickes Brett zu bohren oder zu sägen, wenn es darum geht, denen eine Stimme zu geben, die keine haben, den Schwächsten. Aber das Sägemehl, das bei dieser christlichen Laubsägearbeit anfällt, kann goldener Staub für unser Zusammenleben sein,

meint Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.