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30.12.2020
Gerhard

„Haben wir es endlich geschafft dieses elende 2020?“, fragt ein Freund. „Haken dran und weg damit“, schreibt er.

Er hatte Covid. Hat es zuhause durchgestanden. Mit Fieber und Atemnot. Seitdem 20 kg abgenommen. Er riecht kaum etwas, schmeckt nur das Allersüßeste, sonst nichts. Er schläft schlecht und die Kraft reicht gewiss nicht zum Bäume-Ausreißen. Aber das lässt er sich nicht anmerken.

Dienstlich ist dieses Jahr so viel weggebrochen. Er ist keiner, der dafür die Hand um Stütze aufhält. Er beißt sich durch.

Und er hatte eine Menge Stress an Hals. Handfeste Konflikte. Und Gerhard ist keiner, der klein beigibt. Wenn etwas gesagt gehört, dann muss es jemand sagen. Und wenn es kein anderer macht – sein Kreuz scheint breit. Sich beliebt machen geht anders. Das weiß er und riskiert den Zoff – um der Klarheit willen. Einige danken es ihm – heimlich. Andere wollen seinen Kopf. Er bringe nur alles durcheinander. Das Leben wäre bedeutend ruhiger, wenn er nicht mehr da wäre.

Haben wir nicht bessere Themen, fragt er mit einem kritischen Blick auf die Welt-Nachrichten. Auch das treibt ihn um. Gerhard ist ein Kümmerer. Ein Helfer. Er setzt sich ein für Menschen, die in seiner Gemeinde landen und nicht weiter wissen. Gerhard braucht einen langen Atem. Den hat er gerade nicht so richtig. Dass er wieder angefangen hat zu rauchen, hilft auch nicht, das weiß er.

Haken dran ans alte Jahr und weg damit? 2021 wird anders?

Wir wissen es nicht.

Einer hält dich, Gerhard. Er hat Dir den Atem gegeben. Seinen Atem.

Er leidet mit. Er lebt mit. Er stirbt mit.

Er ist die Auferstehung.

Hak dich bei ihm ein. 2021 kann kommen.

Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche.


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