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12.03.2021
Gnadenlos vereinsamt

Wir hatten die Chance, den meisten Menschen wenigstens einen Gastraum anzubieten, sagt Wolfgang. Er meint die ohne Obdach. Wenigstens eine Weile ausruhen sollten sie können, wo jemand seine Tasche abstellen kann, Atem holen, eine Suppe bekommen, einen Kaffee. Wolfgang arbeitet in der Obdachlosenhilfe. Jetzt dürften wir nur noch zehn Leute reinlassen. Was machen wir mit den andern? Jemanden herein zu bitten, geht deswegen nur in Ausnahmefällen, weil das sonst eine riesen Ungerechtigkeit den anderen gegenüber wäre.

Also haben wir angefangen und haben Lunchpakete gepackt. Die geben wir aus dem Fenster raus. Wenigstens was. Du kannst die doch nicht hungern lassen. Es gibt gerade keine Cafés, in denen sie sich mal hinsetzen können. Oft nicht einmal eine Toilette.

Wolfang ist Diakon. Ein Menschenfreund mit Leib und Seele.

Die Menschen vereinsamen auf Straße gnadenlos, sagt er. Es ist niemand mehr da, der Pfandflaschen hinlegt, geschweige denn ´ne Kippe gibt oder einen Euro.

Selbst dieser minimale Kontakt – jemand gibt mir was, kurzer Blick – das wäre schon was.

Die Haut bei vielen ist ganz dünn, sagt Wolfgang. Manche sind total durch den Wind. Sie brauchen viel Wertschätzung und Beruhigung. Und am besten ein warmes Bett. Gut, dass die Jugendherberge mitmacht. Die leeren Zimmer zur Verfügung stellt. Wo es geht, finden wir einen Weg.

Und ich denke: Gut, dass es Wolfgang gibt. Und die vielen, die für Menschen ohne Obdach arbeiten. Und die, die spenden.

Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche


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