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26.07.2020
Gott ist am größten

26. Juli 2016. Unweit von Rouen, in der kleinen Stadt Saint Etienne-du Rouvray dringen um 9.45 Uhr zwei Attentäter in die Kirche des Ortes ein und ermorden den 85jährigen Priester Jaques Hamel. Sie haben ihm die Kehle durchgeschnitten und ein Gemeindeglied gezwungen, die Tat zu filmen.

Eine Küsterin konnte durch den Hintereingang fliehen und Hilfe holen. Als die Attentäter gegen halb elf die Kirche verlassen, rufen sie allahu akbar, Gott ist am größten, und werden von Polizisten erschossen. Ich sehe die Bilder im Fernsehen noch vor meinem inneren Auge.

Was ist los in der Welt? Religion wird wieder benutzt, um Macht zu demonstrieren. Trump stellt sich mit einer Bibel vor eine Kirche anstatt in ihr zu lesen.

Islamistische Attentäter rufen „Gott ist am größten“, führen sich aber selbst auf wie Herren über Tod und Leben.

Ich finde, Religion ist ein schlechtes Trittbrett für die Demonstration von Machtansprüchen. Bei Muslimen genauso, wie bei Christen. Gott zu benutzen, um anderen zu zeigen, dass man stärker ist, das heißt, sich von Gott zu entfernen. Kein Gott, gleich welcher Religion, lässt seinen Namen für menschliche Machtansprüche missbrauchen.

Mit Gott ist kein Staat zu machen, kein Krieg zu gewinnen. Denn Gott hat Freude an der Fülle der Schöpfung. Darin ist Gott groß und wirklich am größten – in seiner Freude an allem, was lebt.

In diese Freude einzustimmen, das ist Religion. Sich an einen binden, der das Leben liebt und einstimmen in sein Lob.

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen Kristin Jahn, Superintendentin im Kirchenkreis Altenburger Land


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