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01.04.2021
Heil

In der Stadtkirche St. Marien in Ronneburg: Ein Altar. Zu sehen: eine der wichtigsten Szenen der Jesus-Geschichte: das letzte Abendmahl. Jesus, seine Jünger und ein Tisch. In Stein gehauen.

Sein Lieblingsjünger sitzt ganz eng bei ihm, liegt fast an seiner Brust und im Hintergrund ein goldener Vorhang. Ein Vorhang, der ein Geheimnis bewahrt. Denn schon einen Tag später wird der Vorhang entzweireißen und alle seine Freunde werden fort sein. Geflohen. Kein Lieblingsjünger wird mehr an seinem Schoß sitzen. Einer seiner Freunde wird ihn sogar verraten. Für 30 Silbergroschen, für eine Handvoll Geld. Judas hat man ihn genannt.

Der Steinmetz, der dieses Altarbild schuf, hat um all das, was da an diesem Tisch zerbricht, einen goldenen Kreis angebracht.

Mag sein, dass wir einander verraten werden, aber es gibt etwas, das uns zusammenhält und das ist größer als wir. Größer als unsere Taten und größer als das, was mein Herz und Verstand erfassen können. In dieses Heil sind wir hineingestellt.

Das Bild ist zum Betrachter hin offen, wenn man davorsteht, steht man immer schon mit an diesem Tisch. Noch ist der Vorhang vielleicht noch nicht zerrissen und das Tischtuch noch ganz, aber selbst wenn das alles zerbricht, dann hält uns einer immer noch aus und bringt uns wieder zusammen.

Ich mag dieses Bild. Es tröstet mich in dieser Pandemie, wo so vieles an unseren Nerven zerrt und der Zusammenhalt oft bröselig wird, wo ein Wort das andere gibt. Etwas Größeres als das, was wir alle sind, trägt uns und heilt die zerstrittene Welt. Daran glaube ich und das feiere ich.

Einen schönen Gründonnerstag wünscht Ihnen Kristin Jahn, evangelisch und Superintendentin im Kirchenkreis Altenburger Land


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