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24.07.2023
Honecker und Strauß

„Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen, noch sitzt, wo die Frevler sitzen“, so steht es im Psalm 1, also in der Bibel. Da saßen zwei von den Frevlern zusammen – heute vor 40 Jahren, im Regierungsgästehaus Hubertusstock am Werbellinsee. Erich Honecker empfing den Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Ganz privat, ein Sonntagsbesuch. Drei Wochen vorher hatte die Bundesregierung einen Milliardenkredit an die DDR klargezogen, den ersten – eingefädelt von Franz Josef Strauß.

Dreieinhalb Jahre später, in dem harten Winter 1986/87, fiel der Strom dauernd aus. Und wir saßen im Kerzenschein und beteten, der Frost möge lange anhalten, damit er das Land in die Knie zwingt – und endlich das politische Tauwetter einsetzt. Aber es hat noch knapp drei Jahre gedauert. Dem Bayern waren wir jedenfalls alles andere als dankbar. Er hat das wirtschaftliche Siechtum der DDR mit den Milliardenkrediten nur verlängert. Strauß unterhielt Beziehungen zu einem halben Dutzend Diktatoren, zu dem in Chile, in Paraguay, Togo und Südafrika.

Der Priester und Dichter Ernesto Cardenal, der für die Befreiung Nicaraguas gekämpft hat, hat den Psalm 1 aus der Bibel so übersetzt: „Selig der Mensch, der nicht mit Gangstern an einem Tisch sitzt, der ihren Schlagworten misstraut. Er wird sein wie ein Baum, gepflanzt an einer Quelle.“

Einen guten Tag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.

 


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