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18.03.2020
Inseln

Inzwischen kehrt Ruhe ein auf den Inseln. Keine Fähre mit Touristen wird mehr anlegen. Alle abgeriegelt. Unsere Nordseeinseln. Was heißt unsere – ich weiß nicht, ob sie das überhaupt noch sind. Die Bewohner sind für sich allein. Es sind wieder ihre Inseln. Die Versorgung mit den Gütern des täglichen Bedarfs bleibt sichergestellt. Das soll beruhigen. 
Unser Haus ist auch eine Insel. Wir haben sie ganz für uns. Niemand kommt zu Besuch. Der dritte Tag Schulschließung steht an aber noch klappt’s. 
Die Kinder stehen um halb sieben auf, frühstücken und setzen sich an ihre Hausaufgaben. 
Alle wissen es, aber keiner spricht es aus: Man müsste nicht halb sieben aufstehen. 
Doch es gilt, zivilisiert zu bleiben. Den Tag strukturieren. Wie Robinson Crusoe. Sich gehen lassen, das würde heißen, nicht an nachher denken. Für Robinson Crusoe, im Buch, war es noch schwieriger. Er hatte ein großes Holzkreuz. Da ritzte er für jeden Tag eine Kerbe. Es geht um mehr als bloß Überleben. Nämlich: Sich erinnern, wer man ist und wo man herkommt. Wenn es uns auf eine Insel verschlägt, dann heißt das noch lange nicht, dass wir selbst zur Insel werden müssen. 
Morgens liest er ein Kapitel in der Bibel. Er bestellt ein Gerstenfeld und jagt wilde Ziegen. Er kämpft mit Zweifeln und mit Reue über sein verschwendetes Leben. Bis endlich Freitag kommt. Ein Gegenüber, mit dem er seine Tage teilen kann. 

Bis dahin gilt: Es ist Zeit zum Lernen und zum Hoffen. Das meint Pfarrer Gregor Heidbrink aus Apolda.


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