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11.10.2018
Kopflos

In der Herder-Kirche in Weimar gibt es ein Relief mit der Darstellung der Maria mit dem Jesuskind und ihrem Josef daneben. Steinfiguren, deren zarte Gewänder und Körperhaltungen noch immer zu erahnen sind, in Stein gehauen für die Ewigkeit. Sie alle hatten einmal Gesichter.

In der Zeit der Reformation wurden im Zuge des Bildersturms den Figuren die Köpfe abgehauen. Gesichtslos stehen sie seither da. Maria hat kein Gesicht mehr, Joseph auch nicht. Vielleicht wollten die Bilderstürmer damit sagen:

Maria kann jede von uns sein. Joseph auch. Menschen, die die Liebe zur Welt bringen, die sich eines Kindes annehmen, das ihnen in den Schoß gefallen ist. Aber allein die Art und Weise, wie sie mit den Glaubensbildern ihrer Vorfahren umgegangen sind, zeigt, wie wenig sie auf diese Botschaft vertrauten.

Ich finde, die Wahrheit kann man auch leise sagen, ohne Schwert und Gewalt. Sie setzt sich auch durch. Woran ich glaube, das muss ich nicht in die Köpfe anderer hauen, dafür muss ich auch kein Kunstwerk zerstören oder andere zum Feind erklären. Wenn mein Glaube andere berührt, werden sie von selbst zustimmen: Auch durch mich kommt Gottes Liebe zur Welt. Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in mir, hat Gott gesagt.

Daran werden wir uns messen lassen müssen, erst rechte jene, die sagen: sie wollen das christliche Abendland retten. Dialog macht uns alle groß, weil da keiner sein Gesicht verliert.

Ein fröhliches Ringen und Reden wünscht Ihnen Kristin Jahn, Superintendentin im Kirchenkreis Altenburger Land


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