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20.05.2020
Kunst

Eine neue Ausstellung im Kunsthaus Apolda. Ich spontan rein mit der Tochter, nicht wissend, was mich erwartet. Pop-Art wird gezeigt. Nicht die Kunst, mit der ich mich auskenne, oder die wir in unseren Kirchen haben. Pop-Art. Ich weiß gar nicht, warum meine Brille so beschlagen ist – kommt das von meinem Mundschutz oder von den ganzen nackten Frauen? An der Wand steht ein Zitat von Andy Warhol. Meine Tochter zeigt darauf: „Ein Künstler ist jemand, der Dinge produziert, die Menschen nicht brauchen.“ Heißt das, Künstler sind nicht systemrelevant? Na ja, sage ich, einerseits finde ich schon, man braucht Künstler. Da bin ich bei allen, die jetzt für eine bessere Versorgung streiten. Andererseits, wenn ich Künstler wäre, „systemrelevant“, das wäre eher ein Schimpfwort für mich. Systemkunst gab es schon mehr als genug. Ich will auch keine Systemkirche besuchen oder Systempredigten hören. Diese Popart-Künstler in der Apoldaer Ausstellung bringen mich dazu, etwas zu hinterfragen. Sie spielen mit meinen Erwartungen. Manches sieht nach Werbung aus. Und ist doch mehr. Ich frage mich auf einmal, worauf es eigentlich ankommt. So verlassen wir das Kunsthaus. Kunst ist, wenn man sich ganz große Fragen stellt. Genau wie beim Glauben. Nicht systemrelevant, aber beflügelnd. Das heißt: Wie lang würde so ein System eigentlich weiterlaufen, ohne dass Menschen glauben, zweifeln, hoffen, lieben oder träumen? Fragt sich Pfarrer Gregor Heidbrink aus Apolda


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