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18.09.2022
Luthers Bibelübersetzung

Heute um halb elf noch ein Abschluss-Gottesdienst auf dem Eisenacher Marktplatz – und damit geht sie zu Ende, die Festwoche zum 500-jährigen Jubiläum von Luthers Bibelübersetzung. Was Luther mit der Übersetzung wollte, lässt sich auf die Formel bringen: Lest selbst, denkt selbst. Er braucht sie alle, jede Christin, jeden Christen für die Reformation. Aber hat er sie mit der Bibelübersetzung auch erreicht? Ein erbitterter Feind Luthers hat sie alle aufgezählt, die nun in der Bibel lesen: „… Schneider und Schuster, ja Weiber und einfältige Laien, … wenn sie nur ein wenig Deutsch gelernt hatten, lasen sie die Bibel wie einen Brunnen der Wahrheit mit höchster Begierde.“ Das sagt der Mann mit Abscheu.

So lesen also die einfachen Leute, was da steht: Die Letzten werden die Ersten sein. Sie staunen und verstehen. Jesus gibt denen Recht, die bisher hintendran waren. Da schreiben dann Bauern im Allgäu mitten im Bauernkrieg, 1525, vom Hunger getrieben, ihre 12 Artikel auf. Es ist die erste Menschenrechtserklärung in Europa: Sie wollen die Gemeindewiesen zurück, sie wollen sich nicht zu maßlosen Frondiensten zwingen lassen. Sie wollen sich nicht mehr einreden lassen, es sei von Gott gegeben, dass sie immer unten und die Herren oben sind. Deshalb wollen sie ihre Pfarrer selbst wählen und abwählen können.

Diesen Mut und die Gewissheit, dass es recht und billig ist, für Gerechtigkeit zu kämpfen, holen sich Menschen aus der Bibel. Bis heute.

Einen schönen Sonntag, Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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