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22.08.2021
Mauern

13. August 1961. Walter Ulbricht, Staatsoberhaupt der DDR, ordnet den Bau der Berliner Mauer an. Es ist Sonntag, 2 Uhr mitteleuropäischer Zeit.   

Sonntagsarbeit hat noch nie was gebracht, sagt Egon und schaut sich die alten Bilder im Fernsehen nochmal an. Egon war damals 14. Man sprach immer von einem Schutzwall, aber am Ende war das nichts anderes als ein Gefängnis, sagt er.

Wer Mauern bauen muss, um die Leute in seinem Land zu halten, mit dem stimmt was nicht. Wer sowas nötig hat, der hat die Sache mit der Freiheit nicht kapiert. Wenn etwas gut ist, bleibst du nämlich von ganz allein, weil du dich einbringen kannst mit deinen Fragen. Aber so war dieses Land damals nicht. Das ganze Land war plötzlich ein Gefängnis.

Es gibt Mauern, die einengen und Mauern, die uns beschützen.

Die Kirche wurde für Egon damals zum Rückzugsort. Ihre Mauern haben ihn geborgen. Mitten in diesem zugepflasterten Land war das für ihn der Ort, wo der Himmel weiter war als jede Landkarte der DDR. Der Ort, wo er gehofft hat auf Frieden und Gerechtigkeit. Eine Gerechtigkeit, die auch Walter Ulbricht umfasst und ergreift.

Heute schließt Egon jeden Sonntag die Tür seiner Dorfkirche auf. „Damit kommen kann, wer mag. Zum Gottesdienst oder nur zum Gebet. Manche schauen auch nur kurz rein, sagt er. Vollkommen okay, meint Egon, „Gott uns ja in Freiheit erschaffen und nicht als Gottesdienstbrigade und Soldaten.“

Einen Sonntag voll Freiheit wünscht Ihnen

Kristin Jahn, evangelisch und Superintendentin im Altenburger Land


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