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23.08.2021
Reich

Ein alter Mann, irgendwo in der kasachischen Steppe. Ein Filmteam kommt vorbei und dokumentiert das Leben, die Menschen, die Landschaft, wie sich alles verändert hat nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Sie fragen den alten Mann, wie es ihm jetzt gehe, ob er zufrieden ist.

Mir geht es gut, sagt er und lacht dabei ganz verschmitzt. Sein Gesicht ist dabei voller Falten. Das Filmteam schaut verdutzt. Im Hintergrund sehen sie sein Haus, das eher eine Hütte ist, der große Wohlstand ist hier nicht angekommen.

Mir geht es gut, versichert der alte Mann. Ich bin ganz und gar zufrieden. Ich habe alles, was ich brauche und dann zählt er sein Hab und Gut auf: Ein Haus, einen Garten, eine Kuh. Eine Arbeitshose und sogar noch eine Hose für gut. Ein paar Stiefel habe ich auch, mit denen kann ich arbeiten und ein paar Schuhe sogar noch für gut. Mir fehlt nichts, sagt er und, nur eines, sagt er, also das ist wirklich schlechter geworden.

Die Kamera zoomt näher heran. Was jetzt wohl kommt?

Das Zeitungspapier, sagt der alte Mann, das taugt einfach nichts mehr. Das ist wirklich nicht mehr so gut wie früher, sagt er und macht ein verdrießliches Gesicht. Wenn ich mir damit heutzutage meine Machorka drehen will, und zeigt dabei auf seine Zigarette, dann klebt das einfach nicht mehr so gut. Das Papier taugt nichts. Das ärgere ihn wirklich, sagt er, aber ansonsten sei alles gut.

Niemand lebt davon, dass er viele Güter hat, sagt Jesus. So ist es, denke ich und wohl dem, dem nur ein Fetzen altes Papier zum Glück im Leben noch fehlt, sagt

Kristin Jahn, evangelisch und Superintendentin im Altenburger Land


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