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01.02.2019
Mit Respekt kann es gehen

Lieber Herr B. aus E.,

danke für Ihre Reaktion!

Ich kann das ja gut leiden, wenn mir jemand ehrlich seine Meinung sagt und dabei höflich bleibt. Da gibt’s ganz andere.

Und: Das ist doch das Spannende: wenn wir wahrnehmen, wie der andere tickt, wenn wir uns sagen, was wir wichtig finden. Gerade dann, wenn es anders ist.

Zum Thema.

Ok, sie finden wir sollen grundsätzlich solidarisch sein – aber nicht mit Flüchtlingen.

Die seien langfristig der Untergang unseres Landes.

Erstens: Zukunftsprognosen sind wie langfristige Wettervorhersagen: Sie sind absolut unberechenbar. Es kann ganz anders kommen.

Zweitens: Stellen Sie sich vor, Sie sitzen jetzt in Griechenland in einem Zelt. In einem Camp. Hinter sich: die Heimat, die keine mehr ist. Vor sich: eine ungewisse Zukunft. Weil sich die Länder streiten, keiner hat Mitleid. Der Regen trommelt aufs Zeltdach. Hin und wieder fällt Schnee. Die Kinder haben nur Badelatschen.

Ich weiß, Sie sagen, das sei Phantasterei. Aber viele Syrer hätten sich das nie vorstellen können, dass es sie trifft. Und damals die Deutschen in Schlesien auch nicht. Und wir können es auch nicht. Und dennoch passiert es.

Die, die Hilfe brauchen, denen müssen wir sie geben. Und zwar alle, die es irgendwie können. Gemeinsam. Weil es auch uns betreffen könnte. Weil es gegen jede Menschlichkeit geht, sie ertrinken zu lassen.

Gott ertrinkt im Mittelmeer.

Ich weiß: Jetzt explodieren Sie gleich. Ich bin zum Gespräch bereit. Höflich und mit Respekt. Sie haben mir ihre Meinung gesagt, hier ist meine.

Und ich kann zuhören.

Ulrike Greim, Weimar.


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