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13.09.2019
Neuwagengeruch

Die Kinder sagen, unser neues Auto stinkt. Nein, nicht weil‘s ein Diesel ist. Sondern weil es neu ist. Es riecht wie Knete, sagen sie. Ich dachte immer, Kinder mögen Knete. Außerdem habe ich eine Menge Knete dafür gelassen, die soll man jetzt auch kräftig riechen. Die Kinder finden allerdings, es wird Zeit, dass das Auto nach uns riecht. 
Ich bin mir zwar nicht so sicher. Sie bestehen darauf.

Erwachsene mögen Neuwagengeruch. Wobei es nicht gleich ein neues Auto sein muss: 500 Milliliter Neuwagenduft kosten im Internet 12,99€. Er kommt im praktischen Zerstäuber. Die Geruchs-Sünden von allem, was da bisher im Auto so stattgefunden hat – sie werden getilgt und wegparfümiert. Selbst Zigarrenrauchern soll das Zeug helfen. 

Vielleicht denken Erwachsene, es müsse der Neuwagenduft sein, weil sie noch mal den Traum vom Neuanfangen träumen wollen. Nochmal loslegen, obwohl so viele Möglichkeiten verpasst wurden und so vieles verbockt ist. Raus aus dem Mief!

Doch die Kinder machen es vor, man kann auch den eigenen Stallgeruch schätzen lernen. Sie haben eine Nase für Zuhause. Heimat. Wir gehören zusammen, auch wenn man sich gelegentlich mal anstinkt. Familie ist Heimat. Kirche ist Heimat. Da kann ich wieder neu zu Atem kommen. 

Ich denke, es wird Zeit, dass ich das wieder schätzen lerne. Heimat ist der Ort, wo man gnädig mit sich selbst sein kann. Ich will dort Luft holen für das, was vor mir liegt, und: Stallgeruch ist auch Heimat und entspannt, meint Pfarrer Gregor Heidbrink aus Apolda.


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