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06.12.2021
Nikolaustag

Woran denken wir am Nikolaustag zuerst? Na klar, an Schuhe. Obwohl es dann oft schon zu spät ist. Weil wir die ja hätten schon gestern Abend rausstellen – oder die der Kinder füllen – sollen. Es ist ein schöner Brauch im Andenken an den Heiligen Nikolaus, einen Bischof, der vor 1.700 Jahren in der heutigen Türkei gelebt hat. Obwohl die Nummer mit den Schuhen ihm gar nicht gerecht wird. Er hat nämlich nicht einfach nur kleine Gaben an Bedürftige verteilt. Erzählt wird beispielsweise, dass Nikolaus drei Schwestern an drei Abenden einen Klumpen Gold durchs Fenster geworfen hat. Die Familie war so arm, dass der Vater keine Mitgift für seine Töchter aufbringen und sie so auch nicht verheiraten konnte. Er hatte vor, sie zu Prostituierten zu machen, damit sie nicht hungern. Da hätten ein paar Plätzchen wohl kaum geholfen.

Worauf ich hinaus will: Hat jemand Hunger, braucht er etwas zu Essen. Und zwar jetzt. Friert jemand, braucht er eine Decke. Jetzt. Ist jemand traurig, sollten wir ihn trösten, möglichst gleich. Auf Dauer aber reicht das nicht. Es hilft eben nur im Moment. Und morgen? Nikolaus verändert die Verhältnisse. Da braucht es mehr als Almosen, damit niemand mehr hungert, friert, obdachlos ist oder sich prostituieren muss. Das geht nicht von heute auf morgen. Aber es braucht den Willen, die Dinge zu ändern, sonst ändert sich gar nichts. Dieser Wille wäre goldwert – mindestens so wertvoll wie die Goldklumpen, die Nikolaus durch das Fenster der Schwestern geworfen hat, findet

Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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