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07.12.2021
Vom Aushalten der Bilder

Wir müssten diese Bilder aushalten, meint der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer. Diese Bilder von Flüchtlingen an der belarussisch-polnischen Grenze, die festsitzen im Schraubstock zwischen Lukaschenko und der EU. Was wir aushalten sollen, sind die Bilder, die uns aufwühlen, uns mitfühlen lassen, Bilder von Menschen, die frieren, die kaum zu essen und zu trinken haben, darunter Kinder. Je länger je mehr auch Bilder von Gräbern, in denen Menschen beerdigt wurden, die an Unterkühlung gestorben sind. Für viele Menschen waren und sind diese Bilder aus den Nachrichten schwer auszuhalten. Das spürt auch dieser Ministerpräsident. Deshalb sagt er ja, wir müssten das aushalten.

Aber die Menschen, die hungern, frieren und erfrieren kommen gar nicht vor in seiner … nennen wir es: Betrachtung der Lage. Dabei gehört das Wort „aushalten“ doch eher zu ihnen. Sie müssen doch aushalten, wofür sie gar nichts können. Aber er schaut an ihnen einfach vorbei. Und unser Mitgefühl verbannt er dorthin, wo es seiner Meinung nach hingehört: in die Abstellkammer. Denn gemeint ist doch: Wir sollen abstumpfen. Wir sollen die Bilder aushalten, damit wir uns raushalten.

Ich meine, niemand sollte Leid, das vermieden werden kann, aushalten müssen, niemand sollte, wenn er davon erfährt, das aushalten müssen und niemand sollte solche menschenverachtenden Sprüche aushalten müssen. Wir dürfen widersprechen – im Namen Jesu und für die, die das Leid ertragen müssen.

Einen guten Tag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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