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08.04.2023
Noch sehen wir es nicht

Karsamstag. Tag der Ruhe über dem Grab. Nichts passiert.

Der Hoffnungsträger ist tot. Jesus wurde hingerichtet. Er liegt im Grab. Seine Freundinnen und Freunde müssen ziemlich verwirrt gewesen sein. Sie hatten seine Abschiedsreden gehört, aber nicht recht verstanden. Sie hatten seine Ankündigungen gehört, aber das war ihnen alles fremd. „Nach drei Tagen auferstehen“ – wer soll das auch fassen? Tot ist tot.

Die öffentliche Meinung hatte sich gedreht. Am Sonntag noch war er unter Jubel in die Stadt eingezogen. Nun, fünf Tage später, blies ihnen allen der Wind ins Gesicht. Und Jesus hatte nicht widerstanden, er hat nicht seine Macht gezeigt. Er hatte sich unterkriegen lassen. Hatte er überhaupt je Macht gehabt? Sie hatten ihn für den Retter gehalten.

Am Karsamstag warten sie nicht mehr auf den Retter.

Sie haben sich verkrochen. Verloren im Niemandsland.

Hören die anderen höhnisch lachen.

Heute ist Karsamstag. Wir sind im Übergangsbereich.

Noch haben wir nur gehört, dass es Ostern gibt. Noch haben wir nur Worte, die von dem großen Durchbruch erzählen. Magere Worte. Schwer zu glauben.

Im günstigen Fall haben wir eine Sehnsucht. Dass es das geben kann: dass da einer die Realität durchbricht, der die Logik dieser Welt Lügen straft. Dass es da eine höhere Logik gibt. Die der Liebe.

Noch hören wir sie nicht, diese Durchsage: Sie kommt, die Liebe. Es geht los!

Wir können nur die Sehnsucht wachhalten. Am Samstag vor dem Durchbruch.

Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche


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