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31.05.2022
Reichweitenangst

Irgendwer ruft vorlaut von hinten, wenn der Sprit nicht mehr so lange reicht, so solle ich einfach ein bisschen schneller fahren.
Das soll ein Witz sein. Von der Jugend, von den billigen Plätzen. Die jungen Leute wissen gar nicht was das ist: Reichweitenangst.
Bedrohlich neigt sich die Tanknadel nach links unten – obwohl ich mir versprochen hatte: Du tankst erst wieder im Juni, wenn die Regierung den Sprit billiger gemacht hat.
Reichweitenangst kann ein Zeichen sein, dass man alt wird.
Erst denkt man, das betrifft nur die gut situierten E-Autofahrer. Aber diese Woche bin ich auch betroffen. Irgendwann trifft es jeden.
Klar, dass ich versuche, der Zapfsäule auszuweichen ist eher eine Art Sport.
Doch in Echt wird man erst dann wirklich alt, wenn der Radius enger wird. Ziele geraten aus dem Blick oder man muss sich seufzend von ihnen verabschieden. Es beginnt schleichend: Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals auf Hawaii. Damit findet man sich noch ab. Doch spätestens, wenn man sich fragt: schaffe ich es noch bis Umpferstedt? Da muss man ja merken: Hier läuft gehörig was falsch.
Oder ich muss lernen, meinen Frieden zu machen. Die unvollendeten Wege befehle ich dem Himmel an; und ich freue mich an dem, was Jüngere erreichen. Und in aller Angst vor dem, was kommt, denke ich daran: ich lebe jederzeit in der Reichweite Gottes. Seine Gnade reicht, so weit der Himmel ist. Das glaubt
Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda


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