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13.02.2019
Respekt-Rente

Was am Leben köstlich scheint, ist oft Mühsal und Arbeit gewesen, denn es geht dahin, als flögen wir davon. (nach Psalm 90,10)

Wenn ich diese Zeilen aus dem 90. Psalm der Bibel lese, sehe ich Frau Berger vor mir. Sie gehört zu meiner Kirchengemeinde. Vieles in ihrem Leben ist Mühsal und Arbeit gewesen. Als Friseurin hat sie sich täglich die Sorgen ihrer Kundinnen angehört. Zu Hause hat sie ihre kranke Mutter versorgt. Ihre Ehe ging darüber in die Brüche. Kinder hat sie nicht. Als ihre Freundinnen nach der Wende die Welt bereisten, trug sie Zeitungen aus für ein bisschen mehr Geld.

Inzwischen ist sie Rentnerin und führt ein sehr bescheidenes und sparsames Dasein. Ihre  Rente ist klein. Nicht, dass sie darüber klagen würde. Im Gegenteil, wenn wir im Sonntagsgottesdienst Geld sammeln, liegt von ihr fast immer ein Geldschein im Körbchen.

Nur manchmal seufzt sie leise und sagt: „Das Leben geht so schnell vorüber. Ein bisschen mehr hätte ich schon gern davon.“

Es wird derzeit viel diskutiert über die sogenannte Respekt-Rente. Und wieder habe ich Frau Berger vor Augen. Wie gut würde ihr das tun! Ein wenig auskömmlicher leben, ein bisschen lockerlassen können und sich ein paar Sachen einfach gönnen. Verdient hat sie es allemal.

Es gibt viele Bergers in Deutschland, Männer und Frauen. Ihr Leben soll nicht, wie es der Psalm sagt, sein, als flögen sie davon.


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