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21.02.2022
Rote Linie

Werden heute wieder Tausende auf die Straßen gehen? Trotz der Lockerungen? Und werden sie wieder vor Privat-Häuser ziehen?

Letzten Montag waren sie beim Oberbürgermeister von Halberstadt. Mit Trommeln, Trillerpfeifen, Pyrotechnik, Gebrüll. Mehrere hundert Menschen. Einige haben ihm demonstrativ in den Vorgarten gepinkelt. Und Filme davon ins Netz gestellt.

Wo sind wir denn hingekommen?

Die einzig sinnvolle Position in so einer Situation ist neben dem Oberbürgermeister am Küchentisch. Neben seiner Frau, neben seinem Kind. Einfach Beistand leisten.

Haben sie so etwas mal von innen erlebt?

Uli hat es. Uli ist stellvertretender Bürgermeister in einer Südthüringer Stadt. Und einer, der seine Meinung sagt, auch wenn es etwas kostet. Einmal sind sie bei ihm vors Haus gezogen. Tausend, sagt er.

Auch mit Trillerpfeifen, auch mit Pöbeleien.

Das macht schon was mit einem, sagt er. Es war martialisch.

Sie haben mit starken Taschenlampen in die Fenster geleuchtet und gerufen „Uli komm raus“.

Dabei hatte sich Uli immer um Dialog bemüht. Aber wenn er gefragt hat: „Welche Lösung schlagt ihr vor?“, da kam nichts.

Er war z.B. dafür, dass sich alle impfen lassen, aber skeptisch gegenüber der Impfpflicht.

„Das war bei dem Aufmarsch auch das schlimmste,“ sagt er: „In eine Ecke gesteckt zu werden.“

Menschen bedrängen, erst recht die, die sich haupt- oder ehrenamtlich für Städte und Kommunen engagieren – das geht gar nicht.

Streiten – ja. Ringen um die besten Lösungen.

Bedrängen, bedrohen, beleidigen – nein.

Definitiv nein. Rote Linie.

Ulrike Greim, Weimar


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