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28.07.2018
Sprache ist die Quelle der Missverständnisse

Im Märchen vom Kleinen Prinzen, sagt der Fuchs: Wenn du mein Freund werden willst, musst du dich zaghaft nähern, langsam. Aber du darfst nichts sagen. Denn die Sprache ist die Quelle der Missverständnisse.

Ich habe einmal einen jungen Kurden zu einem Bewerbungsgespräch begleitet. Er will Koch werden. Ich war so aufgeregt wie der junge Mann. Er hat sich gut gehalten und dann – zucke ich zusammen. Auf die Frage, in welcher Küche er arbeiten wolle, sagt er: Dort, wo weniger Stress ist. Ich denke: Oh nein, jetzt ist es vergeigt. Ein solcher Satz im Bewerbungsgespräch und Du kannst doch einpacken.

Die Personalchefin, eine warmherzige, beeindruckende Frau, hat nicht wie ich – erschrocken reagiert – sondern hat sich dem, was er gesagt hatte, zaghaft genähert. Sie ist darauf gar nicht eingestiegen, hat nicht die Nase gerümpft oder die Augenbrauen hoch gezogen. Sie hat nachgefragt und ihm die Chance gegeben sich zu erklären.

Hinter seiner Antwort steckte nicht Faulheit, sondern die Angst, er könne bei größerem Stress die Anweisungen des Küchenchefs nicht richtig verstehen. Er wollte später einfach nur alles richtig machen.

Sprache ist die Quelle der Missverständnisse. Bekomme ich etwas in den falschen Hals, muss das nicht an dem liegen, der etwas gesagt hat, es könnte auch an meinem Hals liegen.

Einen Tag, frei von Missverständnissen, wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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