Letzten Mittwoch im Bordbistro. Da sitze ich, weil der Rest des Zuges so voll ist und man dort manchmal besser seine Ruhe hat. So ist es auch, ich bestelle Milchkaffee und schaue aus dem Fenster.

„Sie sind eine Künstlerin!“ höre ich eine tiefe Männerstimme schräg hinter mir rufen. Ich drehe mich um und bin ein bisschen froh, dass nicht ich gemeint bin. Sehe den Mann, der das gesagt hat. Weiße Haare, Anzug, Krawatte. Sein Blick ist gebannt auf eine junge Mitreisende gerichtet. Die hat bunte quadratische Papiere vor sich liegen und faltet konzentriert, in einem fort. „Das ist ein Stern!“ staunt der Weißhaarige. „Möchten Sie ihn haben?“ hört er als Antwort. „Ja, gern!“

Die Frau überreicht ihm den Stern, der Mann strahlt. „Den bringe ich meiner Tochter mit. Die ist ein richtiger Stern für mich.“ Sie kommen ein bisschen ins Gespräch, und ich kann nicht weghören. Warum sie da so faltet und so. Das interessiert mich auch! „Ich tue damit nur was für meine grauen Zellen. Das Gehirn am Laufen halten“, höre ich und denke: Ach, krass. Würde mir auch mal guttun.

 „Und was ist das da?“ Der Herr deutet auf ein weiteres Bastelobjekt. „Das ist so eine Art Phantasiewürfel.“

„Krieg ich den?“ ertönt es laut von einem anderen Tisch. Die junge Fau wirft ihn gekonnt zum anderen Ende des Abteils, er wird von einer Dame mit Laptop aufgefangen, und alle müssen lachen, auch ich.

Gut, dass ich nicht meine Ruhe hatte. Ein Moment, der fünf Sterne verdient hat, mindestens. Danke, Gott, dass Du ihn mir geschenkt hast, diesen Moment. Dass Sterne leuchten und Menschen sich einfach mal so zum Strahlen bringen.

Juliane Baumann, evangelisch, aus Erfurt.